Irena Fliters Leben ist selbst ein Stück Zeitgeschichte. 1990 kam sie aus der Ukraine nach Deutschland und fand hier eine neue Heimat. Seither bewegt sie sich mit einer besonderen Leichtigkeit zwischen Sprachen, Kulturen und historischen Räumen. Vielleicht ist es genau diese eigene Erfahrung der Mobilität, die ihren Blick als Historikerin so einzigartig schärft.
Ihre Leidenschaft gilt dem 18. und frühen 19. Jahrhundert, einer Zeit intensiver und komplexer Begegnungen zwischen dem Osmanischen Reich und Europa. In ihrem Buch „Ottomans in Eighteenth-Century Prussia: Delegates to Diplomats“ spürte sie bereits den osmanischen Gesandten im Berlin des 18. Jahrhunderts nach und erweckte eine vergessene Welt des diplomatischen und kulturellen Austauschs zum Leben.
Derzeit ist sie an der berühmten Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel zu finden, wo sie an ihrem nächsten Buch arbeitet. Im Zentrum steht die faszinierende Geschichte der osmanisch-jüdischen Familie Camondo, einer bedeutenden Kaufmanns- und Bankiersdynastie, deren Schicksal wie ein Spiegel der Fragen ist, die Irena Fliter am meisten umtreiben: Fragen nach Zugehörigkeit, Identität und dem Leben in unterschiedlichen Kulturen.
Dass Geschichte nicht nur in Büchern stattfindet, sondern auch im heutigen Miteinander, davon ist sie überzeugt. So begleitet sie die Arbeit des Club Dialog seit vielen Jahren mit großem Interesse und hat sich eine Zeit lang auch aktiv im Team eingebracht – getragen von der Überzeugung, dass der Dialog zwischen Kulturen, damals wie heute, unsere Gesellschaft prägt und bereichert.